So wird der Winter im Vinschgau auf eine poetische Art und Weise vertrieben
Bei vielen Südtiroler Bräuchen spielen vor allem die vier Elemente – Erde, Feuer, Wasser, Luft – eine wesentliche Rolle. So auch beim sogenannten Scheibenschlagen, das im Vinschgau zu Beginn der Fastenzeit stattfindet. Dass es sich dabei um einen sehr alten Brauch handelt, das belegt eine Urkunde aus dem Jahr 1090 in der berichtet wird, dass durch eine solche Scheibe ein Nebengebäude der Benediktinerabtei Lorsch in Brand geraten war.
Für das Scheibenschlagen bereiten junge Männer aus Mals und den umliegenden Orten schon vor dem ersten Fastensonntag die Scheiben vor. Sie schneiden runde Holzstücke zurecht, die etwa zwei Zentimeter dick sind und einen Durchmesser von 15 bis 25cm und ein Loch in der Mitte haben.
Am ersten Fastensonntag ist es dann soweit. Die jungen Männer stellen hohe Stangen auf, die sie mit Stroh umwickelt haben. Diese werden auch „Hex“ oder „Larmstangen“ genannt und erinnern durch ihre Form – aufgrund von Streben und Querbalken – an das Weiblichkeitssymbol.
Durch Scheibenschlagen Unheil abwenden
Nach Sonnenuntergang werden die Stangen unter lautem Geschrei in Brand gesetzt, wodurch der Winter und die Dämonen vertrieben und Unheil abgewendet werden soll. Die vorbereiteten Scheiben werden auf lange Haselnussruten gesteckt und ins Feuer gehalten. Dabei sagen die Männer alte Reime auf, wie zum Beispiel „Oh Reim Reim, fa wem weard eppr dia Scheib sein, dia Scheib und mai Kniascheib kearn dem Sepp und der Maria zun a guate Nocht, bis die Bettstott krocht. Hoaß, hoaß, olte Goas“ Zusammengefasst bitten sie um Fruchtbarkeit, Glück und eine gute Ernte. Die Scheiben auf den Haselnussstecken werden dabei umhergeschwungen, dass sie zum glühen. Schlussendlich werden die glühenden Scheiben bergabwärts in die Dunkelheit geschleudert. Je weiter sie fliegen, desto mehr Glück wird auch der Werfer haben.
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