Einer der ältesten aber auch merkwürdigsten Faschingsbräuche Südtirols ist der Egetmann-Umzug in Tramin, der jeweils an Faschingsdienstag in ungeraden Jahren stattfindet. Tausende Zuschauer aus nah und fern kommen nach Tramin, um dieses Spektakel zu erleben.
Die Hauptfigur dieses großen Umzuges ist der Egetmann, der dem lustigen Treiben seinen Namen gibt. Beschreiben lässt sich der Umzug aber nicht. Dass man ihn gesehen haben muss, das verstehen nur diejenigen, die selbst einmal dabei gewesen sind. Die eingetaucht sind in das Getümmel und Gelärme, in die augen-, nasen- und ohrenbetäubende Geräusch- und Geruchskulisse.
Das Klappern der Schnappviecher, das Knallen der Goaßln, das Hämmern der Schmiede, das Rasseln und Klirren, das Scheppern von Blech und Eisen, der Sang der Ziehharmonikas, das Singen, Johlen und Grölen, das „Hoho“ der Ratsherren, das Klatschen der nassen Wäschestücke, das Kreischen der Zuschauer, der Rauch aus Öfen und Herden, der Geruch von Wacholder, Tannen- und Fichtenzweigen, von Treibstoff und Auspuffrohren, von Hennenfedern, Sägemehl, Staub und Ruß, von Plent, Würsten, Omeletten, Faschingskrapfen und Glühwein, von dampfenden Pferden und fliegenden Fischen, …
Kinder an die Macht: Der Miniatur-Egetmann-Umzug
Traditionell findet der Egetmann-Umzug alle zwei Jahre am Faschingsdienstag statt, und zwar in den ungeraden Jahren. Seit mehr als 25 Jahren wollen in Tramin auch die Kinder ihren Egetmann haben. Sie verkleiden sich nicht als Superman und Prinzessin, sondern als Waschweib, Braut, Pfannenflicker, Müller – oder ganz begehrt, als Schnappvieh. Alles bleibt also gleich, die Figuren, die Geschichte, das Protokoll, ein Egetmann-Umzug in Miniatur. Und: Auch die Mädchen dürfen mitmachen.
Der Egetmann-Umzug ist vom Fasching in Tramin nicht wegzudenken, da er bereits seit 1591 stattfindet – eigentlich. Heuer wäre der Kinder-Egetmann-Umzug an der Reihe gewesen, der 2020 als allerletzte Faschingsveranstaltung vor dem großen Lockdown stattfand.
Der Umzug fällt heuer aus, genauso wie letztes Jahr der große Egetmannumzug dem Coronavirus zum Opfer gefallen ist. Der Hans’l wird wohl oder übel wieder ein Jahr ohne Hochzeit und fescher Braut auskommen müssen.